Chemikalien
So genau weiß das niemand, aber man geht davon aus, dass es anfangs bis zu 1000 sein können. Viele von diesen Chemikalien verschwinden sehr schnell aus der Raumluft. Andere können nach Jahrzehnten immer noch in teilweise bedenklichen Konzentrationen nachgewiesen werden. Insbesondere die schwer flüchtigen Substanzen (SVOC), zu denen beispielsweise die Weichmacher gehören, gasen sehr langsam aus, lagern sich im Staub an und können darüber aufgenommen werden.
Dies hängt vom Zeitpunkt der Erstellung und den anschließenden Renovierungen und Sanierungen ab. Ein von den Eigentümern selbst genutztes und heruntergekommenes altes Haus enthält meist deutlich weniger Schadstoffe, als eine älteres Objekt, welches häufig renoviert und wiederholt vermietet wurde. Die meisten heute noch relevanten Schadstoffe wurden nach dem zweiten Weltkrieg in die Häuser eingebracht. Die chemischen Substanzen waren billig in der Herstellung und genial in ihren Eigenschaften. An Gesundheit und Umwelt dachte man damals nicht, bzw. nicht in ausreichendem Maß. Der Bau musste schnell zu geringen Kosten erstellt werden und sollte möglichst lange halten. Auch bot es sich an, Abfallprodukte aus der chemischen Industrie, welche man für teures Geld hätte endlagern oder verbrennen müssen, als billigen Zuschlagstoff zu verwerten.
In Fertighäusern können auch nach Jahrzehnten noch so hohe Schadstoffkonzentrationen gefunden werden, dass diese aus heutiger Sicht als unbewohnbar gelten. Formaldehyd, Holzschutzmittel, Chloranisole, PAK, PCB und viele weitere Substanzen können ein großes Problem sein, welches sich durch eine Sanierung nicht in ausreichendem Maß beheben lässt, so dass diese Häuser abgerissen werden müssen.
Unabhängig vom Hersteller fallen uns bei unseren Untersuchungen aber auch immer wieder ältere Fertighäuser auf, welche lediglich einer verstärkten und regelmäßigen Lüftung bedürfen, um eine ausreichend gute Qualität der Raumluft zu erreichen. Einer der vielen Faktoren ist die Luftundichtigkeit des Gebäudes. Je undichter das Gebäude ist, desto geringer sind die Schadstoffmengen, welche sich im Innenraum anreichern können. Typischerweise haben ältere Fertighäuser nicht nur luftundichte Fenster, sondern ebenso luftundichte Außenwände, welche permanent für eine passive Durchlüftung des Hauses sorgen. Kann hierbei noch ein offener Kamin oder eine regelmäßig genutzte Dunstabzugshaube mithelfen, kann das schon ausreichen, dass die Situation akzeptabel ist.
Das größte Problem älterer Fertighäuser ist eine nachträgliche Verbesserung der Luftdichtigkeit. Dies hilft zwar der Umwelt und senkt die Energiekosten, es sorgt aber auch dafür, dass die Schadstoffkonzentration im Innenraum deutlich zunimmt.
Dies hängt überwiegend davon ab, was das Untersuchungsziel ist und wie das Gebäude beschaffen ist. Am besten lässt sich die Konzentration der Chemikalien in der Innenraumluft bewerten. Alternativ kann auch der Hausstaub verwendet werden, wobei es hierfür weitaus weniger Richtwerte gibt, als für die Luft.
Untersuchen wir beispielsweise einen Speicher, der zukünftig als Nutzfläche oder als Wohnraum genutzt werden soll, so verwenden wir hier ausschließlich den dort abgelagerten Hausstaub, da dessen Luftundichtigkeit kein anderes Verfahren zulässt und die relevanten schwerflüchtigen Substanzen sich im Hausstaub gut nachweisen lassen.
Zur Bewertung der gesundheitlichen Belastung durch die Nutzer sind Materialproben meist wenig geeignet, das diese meist nichts darüber aussagen, wie gefährlich die Chemikalien für die Nutzer sind.
Dies hängt überwiegend davon ab, um welche chemischen Substanzen es sich handelt.
Schwerflüchtige Substanzen lassen sich über die Fenster oder eine Lüftungsanlage, wie sie üblicherweise verbaut wird, nicht in ausreichender Menge aus der Wohnung oder dem Haus herauslüften, da diese bei ruhender Luft meist in Bodennähe stärker konzentriert sind, wie in höheren Bereichen der Raumluft. Auch hängt dies davon ab, wo und in welcher Menge die Schadstoffe abgegeben werden und ob diese bereits andere Materialien kontaminiert haben.
In vielen Fällen kann eine gut geplante Lüftungsanlage mit gerichteter Luftführung und ausreichender Durchmischung der Raumluft ausreichen. Eine Maskierung der Schadstoffe, durch Sperranstriche oder andere Beschichtungen ist in den allermeisten Fällen nur eine vorübergehende Notlösung, da ein dauerhafter gasdichter Verschluss nicht garantiert werden kann und diese erhebliche Eingriffe in die bauphysikalischen Eigenschaften des Objektes nach sich ziehen. Oft hilft nur der konsequente Rückbau der Emittenten und der kontaminierten Materialien, was einem Abriss gleichkommen kann.
Auf jeden fall ist die Basis für zielführende Maßnahmen immer die Bewertung der Situation durch einen erfahrenen Sachverständigen.
Die Aussagekraft von Schnelltests ist äußerst gering und sollte nie die Basis für eine Sanierung oder eine Entwarnung sein.
Je nach Verfahren kann die Nachweisempfindlichkeit deutlich zu gering, die Querempfindlichkeit zu groß und der Fehler durch den Probenehmer unkalkulierbar sein. Auch können die Labore, welche solche Tests zu einem äußerst geringen Preis auswerten nicht die individuelle Situation bewerten und daher nur allgemeingültige Empfehlungen geben. Welche Qualität diese Labore haben, ist oft nicht bekannt. Bei den meisten Anbietern kann man nicht einmal herausfinden, um welche Labore es sich handelt. Schon der Vergleich der Preise solcher Tests mit den Preisen akkreditierter Labore zeigt, dass solche Tests weder zur Beruhigung noch zum Aufzeigen von Problemen geeignet sind.
Das Hauptaugenmerk in dieser Rubrik gilt den möglichen Vorkommen der Substanzen im und am Bau. Von daher werden hier Aspekte, welche damit nicht unmittelbar zu tun haben nicht oder nur ansatzweise wiedergegeben. Weitere gute Informationen finden Sie in Wikipedia, in der Datenbank Gestis und auf vielen weiteren Webseiten. Erwähnt werden in dieser Rubrik auszugsweise Substanzen, welche wir bei unserer Arbeit in Luft, Staub und Material gefunden haben. Die Angaben zur Verwendung und zum Vorkommen sind in der Literatur oftmals äußerst gering, so dass auch unsere Beschreibungen teilweise sehr kurz ausfallen.