Radon im Haus
Radon (Rn-222)
Das für die Gesundheitliche Bewertung im Innenraum relevante Radon (Rn-222) ist ein natürlich vorkommendes und radioaktives Edelgas und kommt aus der Uran-Radium-Reihe. Es entsteht durch den radioaktiven Zerfall aus Uran und kommt praktisch überall im Boden und in Gesteinen vor. Radon ist unsichtbar, geruch- und geschmacklos und wird damit von den menschlichen Sinnen nicht wahrgenommen. Die Halbwertszeit beträgt 3,8 Tage. die kurzlebigen Folgeprodukte senden Alpha-Strahlung aus (Po-218, Po-214).
Radon bildet die Hauptquelle der natürlichen Strahlenexposition des Menschen und kommt in geschlossenen Räumen (Bergwerke, Höhlen, teilweise auch im Wohnraum und am Arbeitsplatz) zum Teil in hohen Konzentrationen vor.
Veränderungen im Boden (geologische Anomalien) können zu einem Austritt von Radon führen. Abhängig ist dies von der Wetterlage, der Umgebung, dem natürlichen Urangehalt des Bodens, der Bauweise, den Baumaterialien, etc. Als Gas dringt es dann durch Risse, Spalten, Löcher oder Kabelführungen ins Gemäuer ein und gelangt in die Raumluft. Vor allem in Kellern und in Erdgeschossen werden hohe Konzentrationen festgestellt.
Wird dieses Gas eingeatmet, so steigt die Gefahr von Zellschäden und an Lungenkrebs zu erkranken, da in den Zerfallsprodukten auch Alphastrahler vorkommen. Nach dem Rauchen ist es die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. In Europa werden die jährlichen Todesfälle aufgrund von radonverursachtem Lungenkrebs auf ca. 35.000 geschätzt.
Spätestens seit dem 16. Jahrhundert ist, auch wenn es damals noch nicht darauf zurückführen konnte, der radonbedingte Lungenkrebs von Bergleuten bekannt. Bezeichnet wurde er damals als "Bergsucht" oder "Schneeberger Lungenkrankheit".
Ebenfalls aus Studien an Bergarbeitern weiß man, dass es keinen Schwellenwert gibt, unter dem kein Lungenkrebsrisiko besteht. Allerdings ist deren Übertragung auf die Allgemeinbevölkerung schwierig. Sicher ist, dass das Risiko bei Rauchern und Ex-Rauchern deutlich höher ist als bei Nichtrauchern. Studien gehen davon aus, dass pro 100 Bq/m³ das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken um 16% zunimmt. 100 Bq/m³ bedeuten dabei 100 radioaktive Zerfälle von Radon pro Sekunde pro 1 m³ Luft.
Die Mehrheit (ca. 90%) der Lungenkrebsfälle durch Radon werden durch geringe oder mittlere Radonkonzentrationen (<200 Bq/m³) hervorgerufen und nur wenige durch hohe Radonkonzentrationen.
Wegen der starken Abhängigkeit der Messwerte vom Klima sind zuverlässige Aussagen nur durch Langzeitmessungen und -beobachtungen machbar. Kurzzeitmessungen (wenige Minuten bis wenige Tage) können allenfalls eine Tendenz aufzeigen.
Die Regelmesszeit beträgt aufgrund praktischer Erwägungen mindestens drei Monate, von denen mindestens einer in der Heizperiode liegen sollte. Laut der Strahlenschutzverordnung muss diese allerdings über 12 Monate durchgeführt werden, um das Jahresmittel ermitteln zu können.
Die durchschnittliche Belastung durch Radon in Innenräumen beträgt ca. 20 - 50 Bq/m³, In der Außenluft werden durchschnittlich 5 - 15 Bq/m³ gemessen, wobei dies je nach Wetterlage (Temperatur, Feuchte, Luftdruck) und Örtlichkeit sehr stark schwanken kann. Extremwerte von bis zu 100.000 Bq/m³ werden in Radonstollen erreicht. Betroffen ist dabei fast jeder, es wird davon ausgegangen, dass ca. 10-15 % aller Gebäude eine erhöhte Radonkonzentration aufweisen. Durch regelmäßiges Lüften können Konzentrationen deutlich gesenkt werden.
Grenzwerte Radon
Seit dem 01.01.2019 gilt in Deutschland in Wohnräumen und an Arbeitsplätzen ein Referenzwert von 300 Bq/m³ für die über das ganze Jahr gemittelte Radonaktivitätskonzentration und entspricht damit einer Richtlinie der EU aus dem Jahr 2013 (2013/59/Euratom). Gesetzliche Grenzwerte gibt es international kaum. In der In der Schweiz gilt für radonexponierte Arbeitsplätze ein Grenzwert von 1000 Bq/m³ im Jahresmittel.
Die International Commission on Radiolocidal Protection (ICRP) nennt 200 bis 600 Bq/m³ als den Bereich, in dem ein behördlicher Handlungsbedarf besteht. Die WHO hat sich im Jahr 2001 dafür ausgesprochen ab 250 Bq/m³ Maßnahmen zur Verminderung der Radonexposition durchzuführen.
Im Jahr 2005 hat die Strahlenschutzkommission (SSK) des Bundesumweltministeriums in einem Gutachten bereits festgestellt, dass im Bereich von 100 bis 200 Bq /m³ eine statistisch signifikante Erhöhung der Lungenkrebsrate durch Radon gegeben ist.
Hohe Radonwerte werden im allgemeinen im Erzgebirge, im Schwarzwald, im Bayerischen Wald, der sächsischen Schweiz, der Eifel, dem Fichtelgebirge und in Teilen Thüringens, des Odenwaldes und des Alpenvorlandes erwartet. Unsere Messpraxis zeigt uns aber, dass weitaus mehr Gebiete von erhöhten Belastungen betroffen sein können.
Ab dem Januar 2021 besteht an allen Arbeitsplätzen, welche sich im Keller- oder im Erdgeschoss befinden eine Messpflicht, wenn sie sich in einem Radon-Risikogebiet befinden. In Privathäusern und Bestandsgebäuden bleibt die Prüfung und die Ergreifung von Maßnahmen freiwillig. Im Neubau besteht schon seit 2019 die Pflicht das Eindringen von Radon durch bauliche Maßnahmen zu verhindern.
Übersicht zu Empfehlungen und Referenzwerten der Radonkonzentrationen im Innenraum (im Jahresmittel)
Bq/m³ im Jahresmittel | |
Deutschland | 100 (Empfehlung Bundesamt für Strahlenschutz und Umweltbundesamt) |
WHO | 100 (Richtwert, Air quality guidelines) |
EU | 200 (Empfehlung für Neubauten) |
USA (EPA) | 150 (Empfehlung) |
Schweiz | 400 (Richtwert) |
Schweden | 200 (Richtwert bei Neubauten) |
< 30 unauffällig |
Messverfahren
Für Sanierungsempfehlungen haben sich ausschließlich Messungen mit elektronischen Datenloggern bewährt. Passivsammler eignen sich nur für orientierende Messungen, da sie lediglich den Mittelwert über den Messzeitraum erfassen, aber keine Details zu weiteren Parametern speichern können.
Kurzzeitmessungen sind möglich, dienen aber ebenfalls lediglich der Orientierung, da der große Einfluss von Temperatur, Feuchte, Luftdruck, Nutzungsverhalten, etc. darin nicht abgebildet werden kann. Für diese Messungen haben sich Luftsammlungen über Fliesfillter und Messungen mit einem Ionisationsmessgerät bewährt.
Auswertungen von Radonmessungen
Um die Messwerte beurteilen zu können sollten beim Einsatz elektronischer Geräte parallel dazu immer Feuchte, Temperatur, Luftdruck und CO2 (zur Kontrolle des Lüftungsverhaltens) im Innenraum geloggt werden, um eine Sanierungsempfehlung aussprechen zu können. Bei der Nutzung von Passivsammlern ist dies nicht notwendig, da bei diesen keine Detailauswertung möglich ist.
Nachfolgend finden Sie beispielhafte Daten aus unseren Projekten
Objekt Nr. | Adresse | Lage | Zeitraum | Durchschnitt | Maximalwert | Minimalwert | Anmerkung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Wohngebäude | Kellergeschoss, Wohnraum | 22.12.2012 - 31.01.2013 | 40 Bq/m³ (+/- 31%) | - | - | Keller mit Bodenplatte aus Beton |
2 | Wohngebäude | Erdgeschoss, Wohnraum | 18.02.2015- 06.05.2015 | 72 Bq/m³ (+/- 21%) | 143 Bq/m³ | 18 Bq/m³ | Altbau, dichte Fenster und Türen |
3 | Bürogebäude | Kellergeschoss, Labor | 27.07.2017 - 08.11.2017 | 96 Bq/m³ (+/- 11%) | 578 Bq/m³ | 20 Bq/m³ | Altbau, Keller mit Bodenplatte |
4 | Wohn- / Bürogebäude | Erdgeschoss, Lager | 01.01.2019 - 04.03.2020 | 228 Bq/m³ (+/- 10%) | 410 Bq/m³ | 75 Bq/m³ | Altbau, darunter große unbelüftete Gewölbekeller (da ohne Nutzung) |
5 | Wohn- und Bürogebäude | Kellergeschoss, Keller 1 | 08.11.2017 - 14.012018 | 806 Bq/m³ (+/- 6%) | 1750 Bq/m³ | 510 Bq/m³ | Keller zum Teil ohne Bodenplatte. Vorhandene Bodenplatte nachträglich gegossen. Wände gemauert. |
5 | Wohn- und Bürogebäude | Kellergeschoss, Keller 2 | 14.012018 - 08.07.2018 | 950 Bq/m³ (+/- 6 %) | 1780 Bq/m³ | 15 Bq/m³ | Keller zum Teil ohne Bodenplatte. Vorhandene Bodenplatte nachträglich gegossen. Wände gemauert. |
6 | Wohn- und Bürogebäude | erstes Obergeschoss, Büro | 08.03.2020 - 13.03.2020 | 74 Bq/m³ | 166 Bq/m³ | 7 Bq/m³ | Kurzzeitmessung unter Nutzungsbedingungen |
7 | Wohn- und Gewerbegebäude | Kellergeschoss, Keller | 07.03.2020 - 2405.20020 | 223 Bq / m³ (+/- 11%) | 895 Bq/m³ | 0 Bq/m³ | Altbau, Bodenplatte nachträglich gegossen, Wände aus Bruchsteinen gemauert |
8 | Privathaus | Kellergeschoss Keller | 08.01.2021 - (dauert an) | Altbau | |||
9 | Privathaus | Kellergeschoss, Hausanschlussraum | 15.03 2020 - 23.06.2020 | 89 Bq/m³ | 837 Bq/m³ | 0 Bq/m³ | Neubau, weiße Wanne |
10 | Privathaus Römerweg Wilhelmsfeld | Kellergeschoss, Lagerkeller (offenstehend zum Wohnraum) | 08.01.2021 - (dauert an) | älterer gemauerter Keller mit Bodenplatte | |||
11 | Privathaus | Kellergeschoss, Lagerkeller | 20.01.2021 - 26.05.2021 | 111 Bq/m³ | 1032,8 Bq/m³ | 0 Bq/m³ | |
12 | Privathaus | Kellergeschoss Büroraum | 02.03.2022 - 08.09.2022 | 122 Bq/m³ | 323 Bq/m³ | 10 Bq/m³ | gemauertes Geschoss in Hanglage |
13 | Bürohaus | Kellergeschoss und Räume im EG | 28.01.2022 - 08.03.2023 | 28 - 54 Bq/m³ | - | - | Weiße Wanne, in Hanglage |