Desinfektion bei Schimmel

Desinfektion bei Schimmelschaden

Das Thema Desinfektion bei Schimmelschäden wird in Fachkreisen seit langem kontrovers diskutiert. Oftmals wird die Thematik dabei sehr einseitig betrachtet und es werden Verallgemeinerungen als Bewertungsgrundlage herangezogen.

Die Desinfektion eines mikrobiellen Befalls, also das vollständige Abtöten aller Keime, ist bei Schimmelschäden in der Praxis nicht zu erreichen. Daher wird heute gerne die Wortkombination "biozide Behandlung" verwendet, welche klarstellt, dass ein Befall mit einem grundsätzlich abtötenden Mittel behandelt wird, ohne zu unterstellen, dass dieses auch (vollständig) gelingt.

Während die Behandlung mit geeigneten Mitteln auf freiliegenden Oberflächen (Wände, Möbel etc.) gut auf ihren Erfolg zu kontrollieren ist, ist dies in Hohlräumen, Estrichdämmschichten etc. nicht möglich. Und gerade dort zeigen sich immer wieder die Grenzen dieser Mittel, da sie beispielsweise aufgrund einer unkontrollierbaren Verdünnung (durch einen hohen Wassergehalt des zu behandelnden Bereiches) oder durch zu geringe Standzeiten oder durch deren unkontrollierbare Verteilung und weiterer Effekte nicht in der Lage sind, ihre Wirkung in ausreichendem Maß zu entfalten. Auch kann die statische Belastbarkeit einer Geschossdecke und der unkontrollierbare Fluss der Mittel in umgebende Bereiche ein großes Problem in der Praxis darstellen.

Insbesondere die Actinomyceten (sporenbildende Bakterien) können mit biozid wirkenden Mitteln bei einer Sanierung oft nicht abgetötet werden. Und gerade diese Mikrobenart kann an der Geruchs- und Toxinbildung in erheblichem Maß beteiligt sein.

Grundsätzlich ist die Entfernung des Befalls und die gründliche Feinreinigung daher die wichtigste Maßnahme bei einer Sanierung, denn schon ein Gramm Staub kann mehr als eine Million Schimmelpilzsporen enthalten.

Auf keinen Fall darf eine biozide Maßnahme dazu führen, dass auf das Entfernen der Biomasse verzichtet und die Reinigung nur schlampig durchgeführt wird, da auch tote Sporen noch ein allergenes und toxisches Potential haben können.

Unabhängig davon, welcher Begriff verwendet wird ist sowohl bei der Desinfektion als auch bei der bioziden Behandlung darauf zu achten, dass diese sehr sorgfältig und fachgerecht durchgeführt wird. Sowohl die Auswahl des Mittels, als auch die Ausbringung und die Einhaltung notwendiger Standzeiten sind für den Erfolg entscheidend. Auch übersteigen die unerwünschten Nebenwirkungen (Belastung der Luft durch giftige Dämpfe, etc.) oft die mögliche Belastung des Raumes durch die Toxine des Schimmelpilzes.

Desinfektionsverfahren / biozide Behandlungsarten

Physikalisch:

Verbrennen, Ausglühen, Abflämmen

Hohe Brandgefahr. Nur von erfahrenen Fachfirmen in Sonderfällen durchführbar.

 

Kochen, Mikrowellenerhitzung, Dampfreinigen

Diese Verfahren wirken grundsätzlich zuverlässig, wenn sie fachkundig ausgeführt werden. Entscheidend ist das Erreichen der höchstmöglichen Temperatur, die vollständige Erhitzung und die Dauer der Anwendung. Bei der Dampfreinigung ist Vorsicht geboten, da die Temperatur der Dampfstrahles zu den Rändern hin rasch abnimmt und oft weder die notwendige Hitze für die Abtötung noch die Anwendungsdauer ausreicht.

 

UV-Bestrahlung

Nur kleinflächig und nur in geschlossenen Systemen zu verwenden.

 

Filtration

H-Klasse-Staubsauger und Hepa-Filter der Klasse H12 - H14 filtern die angesaugte Luft zuverlässig. Bei der Verwendung eines H-Klasse-Staubsaugers muss immer gleichzeitig auch ein Hepa-Filter betrieben werden, damit die Sporen, welche nicht eingesaugt aber aufwirbelt werden, möglichst vollständig aus der Luft filtriert werden.

Chemisch:

Gase

Ozon, Chlor

Flüssigkeiten

Formaldehyd, Alkohole, Aldehyde, Quarternäre Ammoniumverbindungen

Aerosole

H2O2 (Wasserstoffperoxid), Persäuren

Lösungen

Phenole, Metalle

Bei allen chemischen Verfahren besteht grundsätzlich die Gefahr, dass die für eine Wirkung notwendigen Konzentrationen durch Verdünnung (Luft- und Materialfeuchtigkeit, Undichtigkeiten in der Gebäudehülle) nicht erreicht werden. Außerdem können sich Substanzen bilden, die noch lange in der Raumluft verbleiben und gesundheitlich belastend sind.

Schimmelbekämpfungsmittel im Vergleich

Wirkstoff

Besonderes

Fungizide Wirkung

Vorteil

Nachteil

(Per-)Säuren
(Essigsäure, CHO)

Putzessig, Essigreiniger

+++

in geringen Dosen ungiftig

wird rasch neutralisiert, korrosiv, organische Stoffe wirken als Nährboden. Säuren neutralisieren Basen, die schimmelhemmend wirken

Chlor-/Produkte
(Cl, NaClO, ClO₂, Javel, Aktivchlor)

Hauptwirkstoff vieler handelsüblicher Schimmelbekämpfungsmittel

+++

günstiger Preis

stark giftig, reizend, geruchsbelastend, karzinogen (Trihalomethane)

NH4OH
(Salmiakgeistlösung)

"Hausmittel" - nur mäßige Desinfektionswirkung

+

-

stark reizend (Augen, Schleimhäute), unangenehmer Geruch

QAV's
(Benzyl-C12-16-Alkyldimethyl-Chlorid, Benzalkoniumchlorid)

stark wassergefährdend, Fischgift, Hauptwirkstoff vieler handelsüblicher Schimmelbekämpfungsmittel

(S)

keine Gasbildung

hautreizend, sensibilisierend, überlebende Pilze verlieren ihre Nahrungskonkurrenz

organische Aromaten
(Phenole, Isothiazolione, S/N/O-Herterozyklen, PAK)

Wirkstoff in vielen Farben mit fungizider Ausrüstung

+

Langzeitwirkung solange Wirkstoff vorhanden

Wirkstoff ist abbaubar, gesundheitlich bedenklich, mutagen, karzinogen, sensibilisierend

Basen/Laugen
(Natron, KCO, Silikate, TiO)

wird im professionellen Bereich eingesetzt

+++

Preisgünstig, bildet keine giftigen Gase

stark reizend (Haut, Schleimhäute, irreversible Augenschäden), korrosiv, Salzausblühungen möglich

Alkohole
(Isopropanolalkohol 80%, Medizinalkohol)

mit Salicylsäure verstärkt wirksam

+

ungiftig, gute Eindringtiefe, hohe Flüchtigkeit

nur kleinflächig anwendbar, Brand- und Explosionsgefahr, kein Langzeiteffekt, bei intensiver Anwendung Gefahr durch Trunkenheit durch Inhalation

H₂O₂
(Wasserstoffperoxid)

katalytisch verstärkt und stabilisiert

+++

keine giftigen Dämpfe, Langzeiteffekt

Bleichwirkung

Tabelle angelehnt an Dott 2010

Wird Schimmel bekämpft, kämpft dieser um sein Überleben. Vereinfacht ausgedrückt, wenn Sie unten links anfangen den Schimmel zu bekämpfen, fängt dieser oben rechts an in extremen Mengen Sporen abzugeben. Hinzu kommt, dass eine biozide Behandlung oder Desinfektion dazu führt, dass ein mikrobieller Befall in erheblichem Maß potente Toxine bilden kann. Daher ist bei einer Schimmelbekämpfung immer auf eine ausreichende persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu achten.

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